Nicht nur aus ökologischen Gründen muss das globale Klima im Gleichgewicht gehalten werden. Ein möglicher Klimawandel wäre teuer. Eine neue Studie warnt: Die Prognosen für die nächsten 50 Jahre sind alarmierend. Der Planet Erde erwärmt sich und das bleibt nicht ohne Folgen. Massive Regenfälle, Überflutungen, Hitzewellen oder Stürme in steigender Intensität treten weltweit immer häufiger auf. Die Folgen solcher Naturkatastrophen sind auch finanziell verheerend. So rechnet Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor, dass die ökonomischen Schäden extremer Wetterereignisse in den vergangenen drei Jahrzehnten um den Faktor 15 gestiegen sind: "Klimaschäden der Überflutungen im Jahr 2002 werden auf 13 Milliarden Euro beziffert, die der Hitzewelle im Jahr 2003 auf zehn Milliarden Euro mit 27.000 Toten. Im Jahr 2002 bezifferte die Versicherung der Münchner Rück die globalen Schäden auf 55 Milliarden US-Dollar." Doch das ist nur der Anfang. Das DIW rechnet in seinem neuesten Vierteljahresheft zur Wirtschaftsforschung Anfang August 2005 vor, dass, wenn nicht umgehend mit einer aktiven Klimaschutzpolitik begonnen wird, bis zum Jahr 2050 gesamtwirtschaftliche Schäden von bis zu 200 Billionen US-Dollar zu erwarten sind. Auf Deutschland würden davon mindestens 800 Milliarden US-Dollar entfallen. Malaria in Deutschland ? Dabei werden Versicherungs- und Infrastrukturschäden genannt, aber auch steigende Gesundheitskosten genannt: "Wenn wir eine Temperatursteigerung von 3,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 beobachten, werden Krankheiten in Deutschland vermehrt auftreten. Malaria wird in Deutschland auftreten, das ist wissenschaftlich erwiesen. Und solche Krankheitsfälle werden dazu führen, dass die Gesundheitskosten extrem steigen und einen Teil dieser Schäden ausmachen werden", heißt es beim DIW. Schon jetzt sind der Klimawandel und seine Folgekosten nur noch bedingt aufzuhalten. Sollten bis zum Jahr 2050 18 Billionen US-Dollar in den Klimaschutz investiert werden, dann könnten damit, so erklärt Kemfert, Schäden in Höhe von 32 Billionen US-Dollar vermieden werden. Doch je länger man wartet, um so teurer und uneffektiver wird der Klimaschutz: "Eine Klimaschutzpolitik, die erst im Jahr 2025 beginnt, würde hingegen 24 Billionen US-Dollar kosten und nur zwölf Billionen US-Dollar Klimaschäden vermeiden." Kyoto - ein nicht einfacher Anfang Das Problem ist allerdings, dass sich der Klimawandel nur auf breiter internationaler Basis aufhalten lässt, denn die Treibhausemissionen müssten gemessen am heutigen Stand um 60 bis 80 Prozent reduziert werden, um das Klimaproblem wenigstens auf dem heutigen Stand zu halten. Das Kyoto-Protokoll, in dem die Emissionsschutzziele bis 2012 festgeschrieben sind, bezeichnet Kemfert dabei nur als ersten Schritt in die richtige Richtung: "Deutschland ist von einem Klimaschutzziel auch im Bereich des Kyoto-Protokolls noch weit entfernt. Das 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll ist ein erster, wenn auch bescheidener Beginn einer aktiven Klimaschutzpolitik. Um den Klimawandel nachhaltig zu mindern, sind langfristige Klimaschutzziele erforderlich, die weit über die Emissionsminderungsziele des Kyoto-Protokolls hinausgehen." Dabei geht es vor allem darum, die USA und China in das Kyoto-Protokoll einzubinden und es fortzuschreiben. Das DIW schlägt dazu wirtschaftliche Anreize vor. Nur wenn die beiden Länder keine wirtschaftlichen Einbußen durch verstärkte Klimaschutzanstrengungen zu befürchten hätten, würden sie dem Protokoll beitreten, so Kemfert. Möglich sei das durch den weltweiten Handel mit Emissionsrechten und einer breiten technologischen Kooperation zwischen den Ländern, bei der zum Beispiel gezielt in Technologien zur Vermeidung und Senkung von Schadstoffemissionen investiert würde. Isabel, Queenie oder Michaela - Hurrikane, Sturmtiefs oder Hitzehochs haben wohlklingende Namen. Aber die Versicherungswirtschaft nennt die unheilvollen Naturphänomene schlichtweg "Elementarschadensereignisse". Der weltweit größte Rückversicherer erforscht seit Jahrzehnten, inwieweit diese Katastrophen von Menschenhand gemacht sind - und natürlich, wie die Versicherungen darauf reagieren können. Gerd Berz ist Leiter des Bereichs Geo-Risiko-Forschung dieser Gesellschaft. Er hat die Wetterphänomene weltweit im Blick: Nicht umsonst wird er der "Master of Disaster" genannt. Seit 30 Jahren untersucht der Meteorologe für den größten Rückversicherer der Welt Umwelt- und Klimaveränderungen. Fazit: Wetterbedingte Naturkatastrophen haben in den vergangenen zehn Jahren Schäden in Höhe von rund 333 Milliarden US-Dollar angerichtet - sechsmal mehr als noch vor 50 Jahren. Die versicherten Schäden haben sich sogar verzehnfacht. Ein Grund ist die fortschreitende Erderwärmung durch Treibhausgase. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird die Temperatur im globalen Mittel um 1,5 bis sechs Grad ansteigen, zitiert der Meteorologe aus dem UN-Bericht führender Klimatologen: "Das bedeutet, dass wir auf der Erde Temperaturen haben werden, wie sie die Menschheit noch nicht erlebt hat, verbunden natürlich mit einer sehr starken Zunahme von Extremtemperaturwerten." Verwundbare Ballungszentren Die Schäden entstehen nicht allein durch den Klimawandel. Denn die Naturereignisse betreffen immer mehr Menschen. Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdoppelt. Die meisten Menschen leben in großen Städten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großes Naturereignis ein solches Stadtgebiet trifft, wird immer größer. Menschen und Sachwerte in diesen Ballungszentren sind besonders verwundbar, hat Gerd Berz beobachtet: "Wir hängen ja heute sozusagen rund um die Uhr am Tropf einer funktionierenden Infrastruktur. Wenn da irgendeine kleine Störung passiert, wie sie für Naturkatastrophen typisch ist, dann fällt eben der Strom aus oder das Gas oder das Öl. Kein Verkehr, keine Kommunikation. All diese Dinge sind für das wirtschaftliche Leben und auch für jeden einzelnen sehr wichtig. Da bedeutet eine Naturkatastrophe meistens einen sehr starken Einschnitt mit sehr großen Folgen." Globales Problem - lokale Initiativen Etwa ein Fünftel aller wetterbedingten Sachschäden übernehmen die Versicherungen. Rund 6000 dieser Erstversicherungen haben sich wiederum bei der weltweit größten Rückversicherung versichert. Also muss der weltweit größter Versicherer der Versicherer auf den Klimawandel reagieren. Einen Teil des Risikos müssen die Versicherten übernehmen. Doch die welteit größte Rückversicherung entwickelt auch Katastrophenschutz-Programme. Um die Schäden, die Naturereignisse anrichten, zu vermindern, muss man bei den sozio-ökonomischen Faktoren wie Infrastruktur und Verstädterung ansetzen, glaubt Gerd Berz von der der Geo-Risiko-Abteilung dieser Versicherungsgesellschaft. Von Bauvorschriften für Erdbebengebiete bis hin zu Landnutzungsbeschränkungen in hochwassergefährdeten Gebieten - der Maßnahmenkatalog ist lang. Der Risikoforscher setzt dabei vor allem auf lokale Initiativen. Schließlich entstehen die meisten Probleme in den Städten. Doch das globale Phänomen "Wetter" verlangt auch globalen Klimaschutz. Schließlich sollen Schäden nicht nur reduziert werden, sondern die verheerenden Naturkatastrophen, wenn möglich, verhindert werden. Die Politik nimmt die Forschungsergebnisse der Geo-Risiko-Abteilung von Gerd Berz als "Frühwarnsystem" gern in Anspruch. Was aber nützen diese Bemühungen, wenn Industriestaaten wie die USA - immerhin verantwortlich für ein Viertel aller Treibhausgase weltweit - nicht an Klimaschutzprogrammen wie dem Kyoto-Protokoll teilnehmen? Allerdings ist das für die anderen kein Grund, auch die Hände in den Schoß zu legen, glaubt Berz: "Es ist unsere Verantwortlichkeit, unser Möglichstes zu tun, um die Entwicklung nicht weiter anzuheizen, sondern sie zu stabilisieren."
* Versicherung bei Klima und Naturkatastrophen Hilfe bietet die Elementarschadenversicherung. Viele Gesellschaften bieten diese Versicherung als Ergänzung zu einer Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung auf Nachfrage an. Sie bietet Versicherungsschutz für: Überschwemmungen, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen etc. Je nach Versicherungsgesellschaft können die aufgeführten Gefahren auch noch erweitert werden.Damit die Versicherungspolice, im Anbetracht der möglichen extrem hohen Sach- und Personenschäden, noch bezahlbar bleibt, vereinbaren die meisten Versicherer die Elementarschäden- Versicherung nur mit einer Selbstbeteiligung. Meist ist diese prozentual von der Schadenshöhe gekoppelt. Es wird mehr globale Umweltkatastrophen geben. Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen werden immer häufiger auftreten - befürchten die Versicherungen, die weltweite Katastrophenforschung betreiben. Das liefert ihnen nicht nur Zahlen, um Beiträge zu berechnen und Risiken abzuschätzen, sondern ganz nebenbei auch aussagekräftige Erkenntnisse für die Allgemeinheit. Große Versicherungsgruppen globalisieren - und damit kommt dringt in ihren Geschäftsbereich auch die Versicherung von Umweltschäden ein. Es zeigt sich, dass in gewissen Regionen lokale Versicherungsunternehmen das nicht mehr erbringen können - insbesondere für die Folgen von Naturkatastrophen. Die Unternehmen müssen verstärkt kooperieren, das Risiko muss gestreut werden. 1998 wurden durch Naturkatastrophen Schäden in Höhe v. 90 Milliarden US-Dollar verursacht - nur ein Sechstel davon, 15 Milliarden, war versichert. 1999 waren es 22 Milliarden Dollar. Zum Jahresende 1999 wüteten in Mitteleuropa orkanartige schwerste Stürme mit bisher nicht gekannter Heftigkeit mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern in der Stunde. Die Versicherungen landen dabei in einem hausgemachten Konflikt: Zum einen müssen sie die möglichen Schäden versichern, zum anderen aber verursachen sie sie mit, da ihr Kapital auch bei der Industrie liegt, die globale Katastrophen zumindestens mit verursachen kann durch beispielsweise den Treibhauseffekt. In manchen Bereichen gehen die Kosten mittlerweile dermaßen in die Höhe, dass die Versicherungen erwägen, sich daraus gänzlich zurück zu ziehen. Als Alternative bietet es sich an, neue Formen der Versicherung zu kreieren. "Sicherheitspartnerschaften" sollen Versicherungen mit ihren Kunden oder dem Staat zusammenbringen. Auch engagieren sich Versicherungen mittlerweile in der Grundlagenforschung: Bisweilen kann es billiger sein, die Katastrophe zu vermeiden, als sie zu bezahlen. |
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