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FOLGEN DES KLIMAWANDELS - “KLIMAMIGRATION” UND IHRE SCHULDIGEN AM BEISPIEL DER USA (SCHADSTOFFAUSSTOSS), SOWIE DER DULDUNG VON UMWELTZERSTÖRUNG DURCH SÜDAMERIKANISCHE STAATEN. UND UNS DIE FLÜCHTLINGE ?

Klimawandel verstärkt “Umweltmigration”

Einwanderer und Flüchtlinge werden oft zu einem Faktor tatsächlichen oder wahrgenommenen wirtschaftlichen Niedergangs in der Aufnahmeregion. Bald werden wir mit millionen von “Klimaflüchtlingen” konfrontiert sein, die unsere mitteleuropäische Gesellschaft ins Chaos stürzen würden, wenn wir sie aufnehmen würden.

Der Klimawandel wird sich in weiten Teilen der Erde negativ auf die natürliche Umwelt und damit auch auf die ökonomischen Bedingungen auswirken, wodurch Umweltmigration an Bedeutung gewinnen könnte. Klimaexperten gehen heute beispielsweise davon aus, dass weltweit Veränderungen der regionalen Niederschläge zu erwarten sein werden, die zu Dürreperioden, Starkregenereignissen und Überschwemmungen führen. Diese Veränderungen und der mit ihnen einhergehende Verlust fruchtbarer Böden könnte in zahlreichen Ländern die Nahrungsmittel- produktion erheblich beeinträchtigen oder gar verunmöglichen (Aber auch z.B. die Vulkanasche des eyafalla oder katlan).

Unter Klimaexperten ist heute unbestritten, dass der menschenverursachte Klimawandel stattfindet. Welche Auswirkungen der Klimawandel haben wird, ist jedoch in vielerlei Hinsicht noch unsicher. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung der BRD - Globale Umweltveränderungen (WBGU) zeigt in seinem neuesten Gutachten "Sicherheitsrisiko Klimawandel", dass der Klimawandel nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung in weiten Teilen der Welt gefährdet, sondern darüber hinaus auch erhebliche Sicherheitsrisiken hervorrufen dürfte, sollten entschiedene Gegenmaßnahmen ausbleiben. Dem Gutachten zufolge könnte klimabedingte Umweltmigration bei der Entstehung von Sicherheitsrisiken eine zentrale Rolle spielen. Folgen des Klimawandels.

Klimawandelstopper19

Umweltmigration: Keine Erscheinung der Moderne

Migration als Reaktion auf lebensfeindliche Umweltfaktoren ( Anm. Red.: wie auch den Klimawandel ) ist eine alte Strategie. In der afrikanischen Sahel-Zone beispielsweise, einem Gebiet, das schon seit je her von Dürren betroffen ist, wanderten Nomadenstämme traditionell im Westen des Sudans zyklisch entlang festgelegter Wege auf der Suche nach fruchtbarem Weideland für ihre Viehherden. Auf diese Weise sicherten sie sich ihren Lebensunterhalt. Heute reichen diese traditionellen Überlebensstrategien häufig nicht mehr aus, um auf die veränderten Umweltbedingungen zu reagieren. Durch den Anstieg der Bevölkerungsdichte und die zunehmende Umweltzerstörung sind Ausweichmöglichkeiten vielerorts nicht mehr vorhanden. Weiträumigere Migration und eine zunehmende Zahl an Migranten sind die Folgen. So auch in der Sahel-Zone, in der durch die Dürren von 1968-73 und 1982-84 Millionen von Menschen vertrieben wurden.

Aber auch in anderen Regionen der Erde konnte und kann man umweltbedingte Migration beobachten. In Haiti trug Bodenerosion als Folge von Entwaldung zur zunehmenden Verarmung und später zur Abwanderung der ansässigen Bevölkerung bei. Aufgrund von Naturkatastrophen, auch bedingt durch den Klimawandel verlassen in Indien jedes Jahr etwa 4 Mio. Menschen zumindest temporär ihre Heimat. Für die Südostküste der USA, die durch den Hurrikan Katrina im August 2005 teilweise fast völlig zerstört wurde, wird erwartet, dass 300,000 Menschen dauerhaft abwandern. 1,5 Mio. Menschen flüchteten zumindest vorübergehend aus ihren Wohnorten.

Klimawandel verstärkt Umweltmigration

Der Klimawandel wird sich in weiten Teilen der Erde negativ auf die natürliche Umwelt und damit auch auf die ökonomischen Bedingungen auswirken, wodurch Umweltmigration an Bedeutung gewinnen könnte. Klimaexperten gehen heute beispielsweise davon aus, dass weltweit Veränderungen der regionalen Niederschläge zu erwarten sein werden, die zu Dürreperioden, Starkregenereignissen und Überschwemmungen führen. Diese Veränderungen und der mit ihnen einhergehende Verlust fruchtbarer Böden könnte in zahlreichen Ländern die Nahrungsmittelproduktion erheblich beeinträchtigen. Diese Folgen des Klimawandels sind teilweise schon da.

Diese Prognosen wiegen besonders schwer, wenn man bedenkt, dass bereits heute weltweit über 850 Mio. Menschen unterernährt sind und 1,1 Mrd. Menschen keinen sicheren Zugang zu ausreichend Trinkwasser haben. Bedingt durch den Klimawandel könnte sich diese Situation noch verschärfen. Durch den Anstieg des Meeresspiegels gehen zudem Küstenflächen langfristig verloren, wodurch Lebens- und Wirtschaftsräume dauerhaft zerstört werden. Darüber hinaus wird vermutet, dass die Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen, wie Hurrikanen, Sturmfluten oder Stürmen durch den menschenverursachten Klimawandel zunimmt. Dass die Folgen dieser Veränderungen dramatisch sein könnten, hat Hurrikan Katrina gezeigt, welcher ganze Städte und Industrieregionen in Küstennähe zerstörte, tausende Menschen in die Flucht trieb und nicht wenige Todesopfer forderte. Der Klimawandel kann sich also einerseits über schleichende Veränderungen zeigen und andererseits sehr plötzlich in Form von wetterbedingten Naturkatastrophen entstehen.

In Abhängigkeit von den Erscheinungsformen des Klimawandels dürfte auch Umweltmigration unterschiedlich verlaufen: Im Falle von plötzlichen Ereignissen, wie Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürmen, ist häufig eine große Anzahl von Menschen betroffen, die überstützt und unvorbereitet fluchtartig ihre Heimatorte verlassen müssen. Entsprechend groß sind die logistischen Herausforderungen. Innerhalb kürzester Zeit müssen im Falle einer Katastrophe in den betroffenen, meist völlig zerstörten Gebieten Infrastrukturen errichtet werden (eyafalla), um die Versorgung der Opfer gewährleisten und die öffentliche Ordnung schnellstmöglich wieder herstellen zu können.

Im Gegensatz dazu vollzieht sich Umweltmigration als Folge von schleichenden Veränderungen, wie Bodendegradation, Desertifikation oder dem Verlust von Küsten durch Überschwemmungen, über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg. Bei dieser Art der Umweltmigration haben die politisch Verantwortlichen deutlich mehr Zeit, um auf die Umweltmigranten ( Anm. Red.: wie auch auf den Klimawandel ) adäquat zu reagieren, beispielsweise indem langfristig die Umsiedlung aus lebensfeindlichen Gebieten gefördert wird und Integrationsmaßnahmen in den Empfängerregionen unterstützt werden oder indem Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Umweltmigration verhindern.

Ob Menschen tatsächlich aufgrund von Umweltveränderungen ihre Existenz bedroht sehen und deshalb abwandern, ist allerdings nicht allein von klimabedingten Umweltveränderungen abhängig, sondern wird nicht zuletzt von einer Vielzahl individueller, ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Faktoren bestimmt. Aus der Migrationsforschung weiß man, dass Menschen umso eher abwandern, je weniger wirtschaftliche Möglichkeiten ihnen in ihrer Heimat offenstehen und je anfälliger sie gegen klimabedingte Umweltveränderungen sind.

Darüber hinaus bestimmen strukturelle Rahmenbedingungen das Ausmaß von Umweltmigration maßgeblich. Fehlen beispielsweise Frühwarnsysteme oder Evakuierungspläne, verursachen Wetterextreme vergleichsweise größere Schäden und zwingen mehr Menschen zur Flucht als in Staaten, die für den Notfall institutionell gut vorbereitet sind. Gleiches gilt für die Bewältigung von schleichenden Umweltveränderungen. Anhaltende Bodendegradation beispielsweise kann durch effiziente Landnutzungstechnologien und Landnutzungssysteme vermieden werden.

Entwicklungsländer besonders stark betroffen

Entwicklungsländer werden durch den Klimawandel besonders stark betroffen sein, weil in diesen Ländern die Lebensweise der Menschen stark durch die natürliche Umwelt geprägt ist. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt dort nach wie vor von der Landwirtschaft. Zudem haben die Menschen meist nur wenige Möglichkeiten, sich Veränderungen der natürlichen Umwelt anzupassen, weil es ihnen an Bildung oder finanziellen Mitteln fehlt. Es ist daher zu befürchten, dass die Auswirkungen des Klimawandels bestehende Probleme, wie Armut, Unterernährung und Krankheit derart verstärken könnten, dass der Entwicklungsprozess der Länder dauerhaft gefährdet ist.

Sind die Auswirkungen so gravierend, dass ein Überleben in den betroffenen Gebieten kaum mehr möglich ist und die wirtschaftliche Lage aussichtslos erscheint, werden die Betroffenen ihre Heimat verlassen und anderorts Zuflucht suchen. Einem Bauer, dessen Saat vertrocknet, weil über Monate oder sogar Jahre kein Regen fällt und dessen Vieh stirbt, weil die Weideflächen ganzer Regionen verdorrt sind, könnte Migration als einziger Ausweg verbleibenden, um sein Leben zu retten. Umweltmigration wäre die Folge. Dass aber auch hochentwickelte Industriestaaten von Umweltmigration betroffen sein könnten, hat Hurrikan Katrina eindrücklich gezeigt. Allerdings haben Industriestaaten ( Anm. Red.: wie die USA ) deutlich größere Kapazitäten, um Umweltmigration zu steuern beziehungsweise, um vorsorgend Maßnahmen zu treffen, damit Umweltmigration gar nicht erst entsteht.

Sicherheitsrisiko Umweltmigration

Schätzungen gehen davon aus, dass bereits heute etwa 25 Mio. Umweltmigranten existieren und deren Zahl im Jahr 2050 auf 150 Mio. ansteigen könnte. Diese Schätzungen sind nur sehr grob. Trotzdem geben sie einen Vorgeschmack darauf, was uns in Zukunft erwarten könnte, wenn Klimaschutz nicht betrieben wird und Anpassungsstrategien an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels ausbleiben. Dass Migration in diesem Ausmaß bereits bestehende Konflikte verstärken oder zu neuen konfliktträchtigen Situationen führen kann, ist aus der Konfliktforschung bekannt.

Als besonders konfliktgefährdet, gelten dabei Entwicklungs- und Übergangsgesellschaften, also diejenigen Länder, die vermutlich auch von klimabedingter Migration am stärksten betroffen sein werden. Zwei Faktoren erhöhen die Konfliktwahrscheinlichkeit in diesen Ländern besonders: Zum einen vermutet man heute, dass Umweltmigranten kaum Staatengrenzen überschreiten ( Anm. Red.: was wir allerdings stark bezweifeln bzw. die Realität uns gegenwärtig anders zeigt ) werden und damit Vertriebene in ihren Heimatländern sein werden. Durch Umweltmigration bedingte Konflikte werden deshalb vor allem innerhalb von Staaten erwartet und damit in Entwicklungsländern. Sicherheitsrelevante Risiken können in diesem Zusammenhang entstehen, weil für den Schutz der sog. Binnenvertriebenen die betroffenen Regierungen zuständig sind, die meist nicht fähig oder willens sind, ihnen genau diesen Schutz zu gewähren. Die Folgen könnten humanitäre Katastrophen sein, die in gewalttätigen Auseinandersetzungen eskalieren.

Zum zweiten gelten Entwicklungsländer häufig als schwach und fragil, also als Staaten, in denen die Regierungen nicht mehr fähig sind, staatliche Kernaufgaben wahrzunehmen ( Anm. Red.: wie auch den Klimawandel ). In schwachen und fragilen Staaten lassen sich sehr häufig gewalttätige Konflikte beobachten. Sollten solche Länder von Umweltmigration betroffen sein, dürften sie in der Regel kaum Handlungsmöglichkeiten haben, um auf die Bedürfnisse der Umweltmigranten adäquat zu reagieren. Die Folgen wie Unmut, Frustration und gefühlte Ausweglosigkeit unter den Umweltmigranten könnte die Bereitschaft, ihre Interessen gewaltsam durchzusetzen, fördern und die Wahrscheinlichkeit gewalttätiger Konflikte weiter erhöhen. ( Anm. Red.: Darum sollte man unsere mitteleuropäische Zivilisation erst gar nicht damit konfrontieren, da sich diese Gewaltbereitschaft sonst überträgt )

Grundsätzlich nimmt man an, dass migrationsbedingte Konflikte aus dem Zusammenspiel von Migration und verschiedenen anderen Faktoren resultieren, die zu einem diffusen Konfliktgefüge beitragen. Empirische Studien zeigen beispielsweise, dass Migranten soziale Konflikte auslösen oder verstärken können, wenn sie mit den einheimischen Bewohnern um knappe Ressourcen wie Land, Siedlungen, Wasser, Arbeit oder soziale Grunddienste konkurrieren und diese Konkurrenz in Feindschaft umschlägt. ( Anm. Red.: auch bedingt durch den Klimawandel; Einwanderer und Flüchtlinge werden oft zu einem Faktor tatsächlichen oder wahrgenommenen wirtschaftlichen Niedergangs in der Aufnahmeregion. Deshalb ist es notwendig sich gegen große Migrationsbewegungen schon vorzeitig abzusichern. z.B. durch rechtzeitig geänderte Rechtslage in Asylgesetzen.)

Von großer Bedeutung ist Migration auch im Hinblick auf ethnische Konflikte. Die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit von Migranten spielt dann eine Rolle, wenn sich durch den Zuzug von Migranten die ethnische Balance in der Aufnahmeregion verändert und sich hieraus Fremdenfeindlichkeit und gewalttätige Auseinandersetzungen entwickeln. In Indien beispielsweise geraten muslimische Migranten aus Bangladesch immer wieder in Konflikt mit den hinduistischen Einwohnern Indiens. In den frühen 1980er Jahren forderte solch ein Konflikt im indischen Bundesstaat Assam mehr als 3000 Tote.

Klimapolitik als Sicherheitspolitik verstehen

Klimawandel im Kontext von Sicherheit zu diskutieren ist neu. Kaum eine sicherheitspolitische Strategie weltweit nimmt heute Bezug auf den Klimawandel als sicherheitsrelevante Bedrohung der Zukunft. Klar ist dabei eins: Klimaschutz ist die beste vorbeugende Maßnahme gegen klimabedingte Umweltmigration und die daraus folgenden potentiellen Sicherheitsrisiken. Die Vermeidung des Ausstoßes treibhauswirksamer Gase muss demnach Priorität haben.

Als Antwort auf die Folgen des unvermeidbaren Klimawandels gilt es zudem, frühzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen wie Katastrophen-Frühwarnsysteme oder verbesserte Anbaumethoden in der Landwirtschaft auf den Weg zu bringen. Lässt sich umweltbedingte Migration dennoch nicht aufhalten, kommt es auf die Steuerung dieser Migrationsprozesse an, um Konflikte zu vermeiden. Die entwickelte Welt ( Anmerkung der Redaktion klimawandel . com : Und hier allen voran die Vereinigten Staaten von Nordamerika ) steht einmal mehr in der Pflicht. Schließlich sind die Industriestaaten die Hauptverursacher ( Anmerkung der Redaktion klimawandel.com : Hauptverursacher: die Vereinigten Staaten von Nordamerika ) des heutigen Klimawandels, während die Menschen in den Entwicklungsländern die Hauptleidtragenden sind.

( Anmerkung der Redaktion klimawandel . com : Darum sind auch die USA am meisten verpflichtet, diese Flüchtlinge in ihrem Land aufzunehmen und deshalb sollen diese Flüchtlinge nicht in Europa belassen werden, sondern direkt in die USA weitertransportiert werden. )

 

Was aber haben Umweltpolitik ( Anm. Red.: auch im Bezug den Klimawandel ) und Friedenssicherung miteinander zu tun? Immer häufiger führen Zerstörungen der Umwelt zu gewaltsamen Konflikten und sind die Ursachen für Fluchtbewegungen. Am häufigsten sind davon die Regionen des Südens betroffen. Insbesondere in Afrika kommt es immer wieder zu extremen Gewaltausbrüchen, die - nicht zuletzt aufgrund des Bevölkerungswachstums - auf Umweltveränderungen und dadurch bedingte Ressourcenverknappung zurückzuführen sind. Auch die Zerstörung der Regenwälder in Lateinamerika und Südostasien bedroht die Existenz zahlreicher Ureinwohner. Die globalen Veränderungen der Umwelt stellen sich zunehmend auch als Sicherheitsproblem dar. Dieser Zusammenhang dringt nur allmählich ins Bewusstsein der politischen Eliten. Die Wissenschaft konzentriert sich seit dem Ende des Kalten Krieges verstärkt auf die neuen Bedrohungsszenarien, die aus der Zerstörung der natürlichen Lebensräume herrühren. Es stellt sich die Frage nach dem politischen und ökonomischen Instrumentarium einer effektiven Krisenprävention.

Die Veränderungen im Bedrohungsszenarium und die damit einhergehende Veränderung des Sicherheitsbegriffs zeichnet Lothar Brock in seinem Essay nach. Er fragt sich, unter welchen Bedingungen es möglich sei, von der ökologischen Sicherheit zum nachhaltigen Frieden überzugehen. Der Autor warnt vor zu hohen gesellschaftlichen Erwartungen an eine nachhaltige Friedenspolitik. Zum Friedenspolitiker werde man erst, wenn einem bewusst werde, dass der Friede eine unabdingbare und zugleich unerfüllbare Aufgabe sei.

Der Zusammenhang von Umweltzerstörung und nachhaltiger Friedenspolitik bzw. Krisenprävention ist Thema der Beiträge von Alexander Carius/Eileen Petzold-Bradley/Stefanie Pfahl und Tobias Debiel/Martina Fischer. Während im ersteren Beitrag verstärkt den politisch-institutionellen Handlungsrahmen für eine nachhaltige Friedenspolitik nachgegangen wird, behandelt letzterer die Rolle der Entwicklungspolitik Deutschlands und der Europischen Union als ein Mittel der Krisenprävention. Debiel/Fischer plädieren aufgrund begrenzter finanzieller Ressourcen für eine Bündelung der Maßnahmen auf Ländergruppen oder Regionen. Carius/Petzold-Bradley/Pfahl schlagen unter anderem in einem Maßnahmenkatalog eine Stärkung der Umweltkrisenprävention und eine ressortübergreifende Prioritätensetzung in der Außenpolitik vor.  Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung der BRD

Der “Umweltflüchtling”

Es kommt nicht überraschend, dass der "Umweltflüchtling" in der Literatur ein vielfältiges Leben führt. Geprägt wurde der Begriff in einem Bericht des UN-Umweltprogramms von 1985, in dem Umweltflüchtlinge definiert wurden als "those people who have been forced to leave their traditional habitat, temporarily or permanently, because of a marked environmental disruption . . . that jeopardised their existence and/or seriously affected the quality of their life" . Spätere Autoren nutzten andere Begriffsbestimmungen , und je nach Definition und Basisdaten schwanken die Angaben über die Zahl der weltweiten Umweltflüchtlinge. Der Leiter des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, geht beispielsweise von 22 bis 24 Millionen Umweltflüchtlingen aus, Norman Myers errechnete "mindestens" 25 Millionen derzeitige Umweltflüchtlinge - vor allem in Afrika südlich der Sahara, China, Zentralamerika und Südasien - und erwartet insgesamt 50 Millionen im Jahre 2010. Andererseits erwähnen manche internationalen Dokumente "Umweltflüchtlinge" mit keinem Wort, beispielsweise die 1992 auf dem "Erdgipfel" in Rio de Janeiro beschlossene "Erklärung über Umwelt und Entwicklung". Auch die "Agenda 21", das in Rio de Janeiro beschlossene Aktionsprogramm, nennt Umweltflüchtlinge nur einmal im Rahmen ihres Teilprogramms zu Dürre und Desertifikation ( Anm. Red.: Wüstenausbreitung, Wüstenbildung ).

Im Völkerrecht sind Umweltflüchtlinge ebenfalls eine unbekannte Größe. Die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 erkennt Umweltzerstörung nicht als Fluchtgrund an und bietet "Umweltflüchtlingen" keinen Schutz, soweit sie nicht die anderen Kriterien der Konvention erfüllen, also zu den Menschen zählen, die aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität oder Mitgliedschaft zu einer sozialen Gruppe oder ihrer politischen Meinung verfolgt werden. Damit erfasst die Genfer Konvention auch nur grenzüberschreitende Fluchtbewegungen, nicht jedoch das häufigere innerstaatliche Abwandern. Regionale Abmachungen zum Schutz von Flüchtlingen in Afrika und Lateinamerika sind breiter gefasst als die Genfer Konvention und umfassen weitere Kategorien von Flüchtlingen, erkennen aber ebenfalls Umweltdegradation nicht als Fluchtgrund an.

Ebenso behandelt das 1949 eingerichtete Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) "Umweltflüchtlinge" nur am Rande, da diese Menschen in der Regel weiterhin den Schutz ihres Staates genießen und deshalb nicht "Flüchtlinge" im engen Sinne des Flüchtlingsrechts sind . Anfang der neunziger Jahre schuf der UNHCR zwar einen Umwelttreuhandfonds und die Stelle eines Umweltkoordinators. Hiermit sollten jedoch die ökologischen Folgen von Massenflucht, nicht aber Umweltzerstörung als Fluchtursache eingedämmt werden. Eine Reihe von Autoren vermeiden aus diesen Gründen grundsätzlich den Begriff des "Umweltflüchtlings" und sprechen stattdessen von "Umweltmigranten" . Ein Motiv ist dabei die befürchtete Schwächung des Status der politischen Flüchtlinge gemäß der Genfer Konvention, sollte der Flüchtlingsbegriff auf zu große Menschengruppen ausgedehnt werden.

Fortgesetzte Umweltzerstörung in Lateinamerika. ( Ist ein Land für Klimamigration in Folge des Klimawandels selbst verantwortlich ? )

Wie zahlreiche Regionen der Erde leidet der lateinamerikanische Subkontinent unter verschiedenartigen Formen ökologischer Beeinträchtigung. Das Ausmaß und die Intensität dieser Phänomene, die mehrheitlich durch den Menschen verursacht worden sind, haben in den letzten Jahrzehnten gewaltig zugenommen. Die gegenwärtige Gestalt und der jetzige Rhythmus der Umweltzerstörung wären höchstwahrscheinlich ohne die massive Verwendung der fortgeschrittenen Technologie, ohne die planmäßige Erschließung aller Landesteile und ohne die wachsende Inwertsetzung aller natürlichen Ressourcen nicht möglich gewesen. Das bedeutet, dass durchaus moderne Erscheinungen, wie ein relativ einfacher Zugang zum technischen Instrumentarium oder staatlich geförderte Entwicklungsprogramme zur Ausdehnung der Agrargrenze ihren jeweiligen und gewichtigen Beitrag zur Zerstörung natürlicher Ökosysteme geleistet haben. Die Entwicklung in den letzten dreißig Jahren ist als unheilvoll zu bezeichnen, paradoxerweise seit es ein kollektives Bewußtsein ökologischer Gefährdungen gibt. Für die tropischen Regenwälder sind die letzten Jahre ab etwa 1992 (Earth Summit in Rio de Janeiro) verhängnisvoll gewesen. Ein Kausalzusammenhang zwischen beiden Phänomenen wird hier selbstredend nicht unterstellt, eher eine parallele Entfaltung.

 

Als besonders gravierend hat sich die Vernichtung des natürlichen Vegetationsmantels der im Bereich Klimawandel eine große Rolle spielt erwiesen, die in einer früher kaum vorstellbaren Reichweite und Schnelligkeit grenzenlose Bodendegradierung und Desertifikation mit sich gebracht hat. Zugleich sind Letztere aufs engste mit Problemen weltweiter Bedeutung verbunden, unter denen die langsame aber stetige Veränderung des globalen Klimas (Treibhauseffekt), die immer größer werdende Verwüstung von Agrarböden, die schnelle Verringerung der Biodiversität und die wahrscheinliche Verunsicherung des Energiepotentials des ganzen Planeten hervorzuheben sind .

Das Ausmaß und die Intensität der ökologischen Probleme haben auch mit vernachlässigten soziokulturellen und politischen Aspekten zu tun, welche deswegen einer eingehenderen Berücksichtigung bedürfen. Falsche oder ungenügende Umweltpolitiken können unabsehbare Umweltschäden verursachen oder verschlimmern; ferner kann eine weitverbreitete Mentalität die angemessene Wahrnehmung ökologischer Beeinträchtigungen verhindern. Letzteres stellt wahrscheinlich eines der grundlegendsten Probleme des heutigen Lateinamerika dar und wird im Folgenden näher erläutert.

Um die soziokulturellen Aspekte der Umweltprobleme besser verstehen zu können, ist ein Blick auf einige Praktiken der Vergangenheit sinnvoll. In Mexiko und im Andenraum geschah während der spanischen Kolonialzeit die Prospektion von Erzen (vor allem Silber) durch rücksichtsloses Abbrennen des Vegetationsmantels auf allen Bergkämmen und Abhängen überall dort, wo es einen Verdacht auf Silberadern gab. Die Vernichtung von Wald und Busch in den ökologisch sehr prekären Gebirgsgegenden verursachte nach wenigen Jahrzehnten die irreversible Erodierung ausgedehnter Regionen, was noch heute in Mexiko, Peru und Bolivien sichtbar ist. Der Kahlschag bei den extrem fragilen Wäldern der Gebirgszonen wurde auch dadurch unterstützt, dass Holz beim Bergbau großzügig für den Bau von Balken und Abstützungen der Stollen verwendet wurde. Jahrhundertelang war Holz die Hauptenergiequelle für alle mit dem Bergbau verbundenen Aktivitäten.

Jahrhundertelang basierte die Wirtschaft mehrerer lateinamerikanischer Länder auf einer "Rente", die ausschließlich aus der rücksichtslosen Ausbeutung der Naturressourcen gewonnen wurde und die nunmehr zu Ende geht. Zu diesem Problem kommt hinzu, dass die meisten Agrarböden Lateinamerikas nahrungsarm und äußerst verwundar sind, dass eine außergewöhnliche Überausbeutung derselben festzustellen ist und dass die Produktivität der meisten Landstriche auch unter Verhältnissen einer sehr schonenden Nutzung betont niedrig ausfällt.

Anm. Redaktion www . klimawandel . com : Nationen, welche wider besserem Wissen den Klimawandel durch Umweltzerstörung aus reiner Profitgier begünstigen, wären eigentlich moralisch verpflichtet die Klimamigranten im eigenen Land aus den erzielten Gewinnen zu bedienen und nicht sie deshalb auswandern zu lassen, um andere Nationen für die im Auswanderungsland angerichteten “Schäden” aufkommen zu lassen.

Zur Zeit bringen die neuen Formen von Erzgewinnung - vor allem im tropischen Norden Brasiliens - ebenfalls die Vernichtung von Wald und Busch mit sich, in einem Rhythmus, der in früheren Zeiten unvorstellbar gewesen wäre . Das heißt: Heutzutage hält die rasch zunehmende Zersetzung des tropischen Regenwaldes trotz lokaler Umweltschutzprogramme und zahlreicher diesbezüglicher Ämter unvermindert an. Dies stellt höchstwahrscheinlich das schwerstwiegenste ökologische Problem Lateinamerikas dar : Nicht nur wegen des Verlustes eines einzigartigen, für das weltweite Klimagleichgewicht unerläßlichen Ökosystems, sondern auch deshalb, weil die Abholzung der Urwälder sehr selten dauerhaft produktives Agrarland hergibt; die "erschlossenen" Flächen verwandeln sich oft unumkehrbar in öde Steppen oder Wüsten.

Der Druck auf die tropischen Gebiete geht in letzter Instanz auf das kontinuierliche Bevölkerungswachstum und die Inwertsetzung natürlicher Ressourcen zurück. Die sozioökonomische Notwendigkeit, ländliche Arbeitskräfte zu absorbieren, die Nahrungsmittelproduktion gewaltig zu steigern und die Holzgewinnung zu sichern sowie neue Mineral- und Erdölvorkommen zu finden, haben sämtlich zur Expansion der Agrargrenze, zum Bau von Straßen und Siedlungen und somit zur beschleunigten Waldrodung geführt. Dieses Phänomen ist deshalb so folgenreich, weil die Vernichtung tropischer Wälder die Auslöschung eines bedeutsamen Teils der Biodiversität mit sich bringt; die Stabilität des Weltklimas ist bekanntlich mit diesem Ökosystem aufs engste verbunden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass unter den natürlichen Ressourcen, die von Entwicklungsländern exportiert werden, Holz im Allgemeinen und Edelhölzer im Besonderen zu den Produkten gehören, die - berechnet in konstanten Preisen für die Zeitspanne 1948-2000 - eines der besten finanziellen Ergebnisse erzielen, wesentlich besser als mineralische Rohstoffe, Nahrungsmittel, Textilien, Kautschuk und Tabak. Man kann deshalb den Druck verstehen, der auf eine schnellere und systematischere Ausbeutung der tropischen Regenwälder drängt, und warum so wenige Bevölkerungssektoren einem effektiveren Schutz dieser Ökosysteme unterstützen.

Die hier skizzierten Gründe für die Vernichtung der Wälder, die hauptsächlich auf die Ausdehnung der Agrargrenze und die Ausbeutung von Holz als einer exportierbaren Ressource zurückgehen, gelten vornehmlich für Brasilien, Mittelamerika und den Andenraum und weniger für Länder wie Argentinien und Uruguay. Das Ausmaß der Waldzerstörung in Brasilien und Bolivien erreichte in den letzten Jahren extremen Umfang: Nach einem Bericht des World Resources Institute und der Interamerikanischen Entwicklungsbank ist Brasilien jährlich für eine Waldvernichtung verantwortlich, die 28 Prozent der weltweiten Fläche an Regenwäldern umfasst (Bolivien für 7,2 Prozent). Im Weltmaßstab sind beide Länder zur Zeit die größten Waldzerstörer. Laut Angaben des amtlichen brasilianischen Bundesinstituts für Raumforschung (INPE) können (Ende 1997) 517 069 qkm Waldfläche allein im brasilianischen Amazonasgebiet als vernichtet und abgebrannt gelten (10,34 Prozent der Gesamtfläche des Amazonasregenwaldes). Diese Angabe schließt die "reguläre", d. h. von staatlichen Stellen genehmigte Abholzung und die Rodung außerhalb des eigentlichen Amazonasbeckens nicht ein (jährlich rund 11 000 qkm). Nach derselben Studie wurden jährlich zwischen 1978 und 1988 durchschnittlich 21 130 qkm Wald gerodet (das entspricht ungefähr der Fläche Belgiens); ab 1995 beträgt die durchschnittliche Abholzungsfläche 29 059 qkm (mit eindeutig steigender Tendenz). Mexiko verfügt über viel kleinere bewaldete Flächen als die südamerikanischen Länder, aber der Rhythmus der Waldzerstörung ist dort ebenfalls sehr hoch. Laut amtlichen Angaben wurden 1997 durch nicht genehmigte Rodung und Brände rund 800 000 ha Wald und Busch zerstört; allein von Anfang Januar bis Ende Mai 1998 wurden 380 000 ha Wald durch "unkontrollierbare" Flächenbrände vernichtet.

In den Jahren seit dem Rio-Gipfel von 1992 hat der Privatisierungsprozess der Wälder eine spürbare Beschleunigung erfahren, wenn auch oft unter der Modalität der Konzession (Verleihung übertragbarer Nutzungsrechte). Besonders gravierende Waldbrände riesigen Ausmaßes sind seitdem in fast allen Ländern Lateinamerikas festzustellen. Es wäre unbegründet, einen obligatorischen Kausalzusammenhang zwischen Privatisierung und vermehrter Waldvernichtung herzustellen. Es wäre aber ebenso naiv, jegliche Verbindung zwischen beiden Phänomenen abzustreiten. Im August/September 1998 verbrannten beispielsweise Tausende von Quadratkilometern Wald und Busch im Bundesstaat Mato Grosso (Südwestbrasilien), in einer Zone, in der die "Erschließung wilder Landstriche" jetzt erste Priorität genießt, und zwar für die Beschaffung von Grasland zwecks extensiver Viehzucht. Zwischen Februar und April 1998 wütete das Feuer im Bundesstaat Roraima, an der Grenze zu Venezuela: 3,3 Millionen ha Wald und Buschland wurden in kurzer Zeit unwiederbringlich zerstört .

Interessant ist in diesem Zusammenhang der bolivianische Fall, weil dort die Waldrodung relativ spät anfing (nach 1975), dann aber eine exponentiell zunehmende Beschleunigung durchgemacht hat. Laut einer halbamtlichen Berechnung wurden um 1980 durchschnittlich 90 000 ha Regenwald pro Jahr abgeholzt; 1990 waren es bereits 170 000 ha, und 1997 zwischen 525 000 und 750 000 ha. Nach einer offiziellen Berechnung erreichte die Waldrodung 1993 nur 80 000 ha, 1994 ca. 90 000 ha und 1997 rund 168 000 ha. Nach Angaben des damaligen Ministers für nachhaltige Entwicklung und Umwelt, Erick Reyes Villa, befanden sich 1998 bereits 41 Prozent der Gesamtfläche Boliviens (rund 450 000 qkm!) im Prozess einer unumkehrbaren Desertifikation, hauptsächlich wegen der Zerstörung des Vegetationsmantels (Wald- und Buschbrand in allen Varianten). Ein immer noch gültiges Waldgesetz von 1997 verbietet in Bolivien alle Wald- und Buschbrände, die nicht ausdrücklich und schriftlich von den zuständigen Behörden genehmigt worden sind; die Erlaubnis soll nur ausnahmsweise erteilt werden, wenn ein nachgewiesenes öffentliches Interesse dafür besteht. Einfache Bauern und mächtige übernationale Konzerne verwenden gleichermaßen die Brandrodung seit Jahrzehnten, ohne sich im geringsten um die völlig unbekannte gesetzliche Regelung zu kümmern. Regierungsstellen strengen sich freilich nicht übermäßig an, diese Bestimmung bekannter zu machen. Laut amtlichen Angaben ließen sich bereits 1995 in Bolivien 36 000 Waldbrände feststellen, die nicht auf "natürliche Ursachen" zurückzuführen sind. Derselbe Minister für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt gab zu, dass das relativ fortschrittliche bolivianische Gesetz zum Umweltschutz, das vom Parlament 1992 verabschiedet wurde, noch nicht in der alltäglichen Praxis angewandt werden könne, weil seit 1992 alle Durchführungsbestimmungen fehlten.

 

Zusammenfassend kann behauptet werden, dass dem Erschließungsprozess tropischer Gebiete folgende Konstanten zugrunde liegen:

- Bescheidene, aber systematische und kontinuierliche Verbesserungen im Bereich öffentlicher Gesundheitsfürsorge seit etwa 1940/1950 haben in ganz Lateinamerika, insbesondere im Anden-raum, zu einem gewaltigen demographischen Schub geführt, sodass von einer wahrhaften Bevölkerungsexplosion in wenigen Jahrzehnten gesprochen werden kann. Zudem weisen seit langem die Agrarböden im andinischen Hochland Erschöpfungs- und Erosionserscheinungen großen Ausmaßes auf. Die immer größer werdende Landflucht erzwingt die Erschließung tropischer Gebiete, zumal sie als menschenleer und leicht nutzbar gelten. Es kommt hinzu, dass die exponentiell gewachsene städtische Bevölkerung ein kaum zu befriedigendes Bedürfnis nach Nahrungsmitteln entfaltet hat, dem die Landwirtschaft in den höher gelegenen Zonen des Andenraums nicht genügen kann.

- Nach dem allmählichen Niedergang des klassischen Bergbaus ist die Holzgewinnung eine wirtschaftlich sehr lukrative Tätigkeit geworden, vor allem wegen der uneingeschränkten Nachfrage der Industrienationen nach Edelhölzern. Schließlich ist das neue Wirtschaftsmodell, das alle Regierungen der Region befolgen, stark exportorientiert: Heutzutage stellt Holz eine der wenigen in Lateinamerika gewonnenen Ressourcen dar, die gute bis ausgezeichnete Preise auf dem Weltmarkt erzielen. Wenn ein Produkt einerseits Devisen für das Land und Profit für den Unternehmer einbringt und andererseits zahlreiche Arbeitsplätze schafft, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass irgendeine Regierung aus ökologisch-konservierenden Gründen die tropischen Regenwälder wirksam beschützen würde.

- Ferner muss bedacht werden, dass der effektive politische Wille, der Zerstörung des Regenwaldes energisch Einhalt zu gebieten, kaum vorhanden ist. Hierfür sprechen mehrere Gründe, die in ganz Lateinamerika ähnlich sind: das relativ niedrige kulturelle und informative Niveau der hohen Bürokratie, eine lückenhafte und widerspruchsvolle Gesetzgebung und hauptsächlich der Druck der politisch mächtig gewordenen Interessenverbände der Holzindustriellen und der entsprechenden Gewerkschaften.

- Des Weiteren darf nicht verkannt werden, dass in weiten Teilen Lateinamerikas Brandrodung und Brandstiftung als übliches Verfahren gilt, um Neuland für Landwirtschaft, Viehzucht und Erzförderung zu gewinnen. Alle Gesellschaftsschichten befürworten, wenn auch diskret, die Brandrodung, ohne sich Gedanken über die langfristigen Konsequenzen zu machen. Die Menschen, die sich um ökologische Probleme kümmern oder gar an die Rechte der Natur denken, bilden eine kleine Minderheit (Urwaldindianer, kritische Intellektuelle, aufgeklärte Bürokraten), welche kein politisches Gewicht besitzt. Dieser Tatbestand hat eine lange Vorgeschichte. "Brandrodung ist die Technik", schrieb Jürgen Schübelin, "mit der seit dem Eindringen der Europäer in die Waldgebiete des gesamten Kontinents, von Zentralamerika bis Patagonien, versucht wird, Ackerland zu erschließen . . .". Diese Methode genießt "trotz aller durch sie verursachten Katastrophen und Tragödien ungebrochene Popularität". Umsonst haben seit langer Zeit Agrarwissenschaftler darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Verfahren alles Leben (einschließlich der natürlichen Düngemittel) zerstört und damit die durchschnittliche Bodenfruchtbarkeit stark einschränkt. Zwar wird nach wenigen Jahren die ausgesprochen dünne Humusschicht weggeschwemmt, die physische Größe der tropischen Gebiete täuscht aber einen Überfluss an leerem Land vor, sodass sich die Bauern und Viehzüchter einfach das nächste Stück Wald zur Brandrodung vornehmen. Nach wie vor weist die brasilianische Bundesbehörde für Kolonisierung und Agrarreform (INCRA) die in tropischen Gegenden neuangesiedelten Bauern und Landarbeiter an, Wald so schnell wie möglich zu roden, um Agrarflächen zu gewinnen. In anderen Staaten mit tropischen Regionen dürfte die Lage ähnlich sein.

- Schließlich muss auf die Korruption bei denjenigen Behörden aufmerksam gemacht werden, die einerseits Waldkonzessionen zu erteilen haben und andererseits die gesetzliche Kontrolle über die Einhaltung der Umweltschutzauflagen ausüben. Im relativ gut dokumentierten bolivianischen Fall kann man davon ausgehen, dass die in Frage kommenden Behörden (Centros de Desarrollo Forestal) zu den staatlichen Instanzen gehören, bei denen ein überdurchschnittliches Maß an Bestechlichkeit festgestellt wurde. Durch verhältnismäßig kleine Beträge und gute politische Verbindungen kann man ausgedehnte Landflächen als Konzession zur Holzgewinnung erhalten; mittels noch kleinerer Summen kann man sich jegliche unbequeme Kontrolle seitens jener Behörden ersparen.

Erklärung:

Einige Angaben über die alltägliche Praxis moderner Unternehmer in einigen lateinamerikanischen Ländern sind hier notwendig. In Brasilien erzielt eine Fläche gerodeten oder abgebrannten Waldes zehnmal so hohe Preise wie eine vergleichbare Fläche intakten Regenwaldes. Aus diesem Grund und weil einige der Zonen, in denen es Großbrände gab, potenziell reich an Mineralien, Edelsteinen und Erdöl sind, verhalten sich alle in Frage kommenden Regierungen und Interessenverbände sehr ähnlich: Sie lassen die Wälder und Buschlandschaften wochen- oder monatelang brennen, bevor sie eine halbherzige Löschaktion angehen, welche dann durch bürokratische Kompetenzstreitigkeiten noch eine Zeitlang aufgeschoben wird. Eine abgebrannte Waldfläche bietet noch weitere Vorteile, denn es entfallen lästige rechtliche Einschränkungen (Nationalpark, geschützte Naturzone, Indianerreservat), die einer ökonomischen Nutzung des Bodens im Wege stehen können; in der Regel wandern die dort ansässigen Ureinwohner mehr oder minder friedlich aus.

Das Verhalten der Privatunternehmer:

Die Privatunternehmer Boliviens behaupten ernsthaft, dass die Privatisierung der Wälder zu einer beinahe spontanen Regeneration der ausrottungsgefährdeten Edelholzarten beitragen könne. Ein sehr eindeutiger und an Zynismus grenzender Ausdruck dieser Haltung ist bei dem damaligen Vorsitzenden der Interessenvertretung der holzverarbeitenden Betriebe auszumachen. Er erklärte 1994, dass die Holzgewinnung in Bolivien einen ausgesprochen langsamen und schonenden Rhythmus aufweise; wenn dieser Rhythmus beibehalten werde, gäbe es genügend Holz für 18 750 Jahre! Die Vereinigung der Privatunternehmer Boliviens beklagt sich ihrerseits seit 1993, dass die Unternehmer vom Staat zu wenig Konzessionen erhielten, um Wälder wirklich roden zu können. In vielen Gegenden begnügten sich die Holzindustriellen damit, von Dritten gefällte Bäume aufzukaufen, d. h. Bäume, die sonst auf dem Boden verfaulen würden. Einer der wichtigsten Holzindustriellen Boliviens, der 80 Prozent seiner Produktion nach Europa und in die USA ausführt, erklärte, dass sein Unternehmen überhaupt keine Schäden bei den Wäldern verursache, denn er lasse nur sehr alte oder kranke Bäume fällen, die sowieso bald sterben würden.

Es muss bedacht werden, dass in Bolivien bereits 1996 rund 220 000 qkm in der tropischen Waldzone Privateigentum waren; damit befindet sich die Mehrheit der Regenwälder im Privatbesitz. Dieser Tatbestand hat weder die rasch voranschreitende Waldvernichtung noch die zunehmende Desertifikation tropischer Böden verhindern können. Nach allen verfügbaren Informationen kann von einer Wiederaufforstung der von Privatunternehmern gerodeten Flächen keine Rede sein. Wiederaufforstung in tropischen Gegenden ist technisch außergewöhnlich schwierig und unergiebig. Der Bau von Straßen und Pfaden geschieht gewohnheitsmäßig durch Waldbrand, und auch das Fällen einzelner Bäume bringt die Zersetzung des sie umgebenden Vegetationsmantels mit sich. Beide Vorgänge tragen dazu bei, die außergewöhnlich dünne Humusschicht tropischer Böden und den auf der Oberfläche liegenden Vorrat an Nahrungselementen unwiederbringlich zu vernichten. Außerdem: Holzunternehmer senken ihre Betriebskosten, indem sie die kostspielige und ungewisse Aufforstung in praxi beiseite lassen und sich das nächste Stück Forst zum Bäumefällen vornehmen, in einer Region, in der die Baumbestände unendlich zu sein scheinen und wo die Kontrollen durch die zuständigen Behörden gleich null sind.

Fazit: Das täglich-praktische Verhalten der staatlichen Bürokratie, der Privatunternehmer, der Bauernverbände und sogar der indigenen Interessenvertretungen legt den Schluss nahe, dass unter diesen Umständen nachhaltige Entwicklung in Lateinamerika sich als eine leere Floskel oder als eine modische Rechtfertigungsideologie erweist.  Quelle: Diplomarbeit Hugo Mansilla BRD

Nähere Begriffserklärungen:

Asyl

(griech.: Zufluchtsort). Allg.: das Recht Verfolgter auf persönlichen Schutz und den Schutz vor Auslieferung. Spez.: Der humanitäre, völkerrechtlich anerkannte Grundsatz, politisch (und strittig: religiös) verfolgten Menschen Aufenthalts und Schutzrechte zu gewähren, ist aufgrund der Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus in Art. 16a Abs. 1 GG ursprünglich weit definiert worden: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." Das Recht auf Asyl wurde zunächst über das Ausländerrecht, seit 1982 über das Asylverfahrensrecht gewährt. Die enorme Zunahme der Asylbewerber Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre führte 1993 zu einer Änderung des GG: Art. 16a behält zwar das individuelle Grundrecht auf Asyl bei, schränkt es aber insofern ein, als Asylsuchenden, die aus sog. sicheren Drittstaaten oder aus Ländern der EU einreisen, sowie Asylsuchenden, die aus sog. verfolgungsfreien Herkunftsländern, in denen nicht gegen die Menschenrechte verstoßen wird und keine politischen Verfolgungen stattfinden (kritisch z.B. die Türkei), das Asylrecht verweigert wird.

 

Entwicklungsländer

Sammelbegriff für Länder, deren (wirtschaftlich-technischer) Entwicklungsstand und der damit verbundene (soziale) Lebensstandard (sehr) niedrig ist. Der Begriff stammt aus den 1950er Jahren und beurteilt den Entwicklungsstand (u.a. hohe Analphabetenquote, hohe Arbeitslosenquote, mangelhafte Infrastruktur, Monokultur, mangelhafte Kapitalausstattung) und den Lebensstandard (Massenarmut, Unterernährung etc.) der E. aus Sicht der Industrienationen. 1970 wurden von den Vereinten Nationen für E. die Begriffe "weniger entwickelte Länder" (Less Developed Countries, LDC) und "am wenigsten entwickelte Länder" (Least Developed Countries, LLDC) eingeführt.

...Und das sagen Umweltorganisationen wie z.B. der WWF zum Thema:

( Meinung der jew. Umweltorganisation stimmt nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion überein.)

               Quelle 1. Spalte WWF                                       Quelle 2. Spalte Global Footprint

WWF -

WORLD WILDLIFE FUND

Wien, 26. Oktober 2007 - Die geplanten Maßnahmen der brasilianischen Regierung zur Entwicklung der Infrastruktur im Amazonasgebiet werden sich fatal auf das Weltklima auswirken, warnt der WWF. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen droht die Entwaldung von 1,7 Millionen Quadratkilometern durch mehrere gigantische Straßenbauprojekte bis 2050. Das entspricht einem Viertel des gesamten Amazonasregenwaldes. "Die klimatischen Folgen der Schädigung der grünen Klimaanlage des Planeten würden weltweit zu spüren sein", warnt WWF-Sprecher Franko Petri.

Im Rahmen des "Plans zur Beschleunigung des Wachstums (PAC)" der Regierung Lula sieht der nationale Logistik- und Verkehrsplan umgerechnet 3,8 Milliarden Euro für den Straßenbau in Brasilien vor. Besonders kritisch aus ökologischer Sicht sind dabei die Asphaltierung der Transamazônica (BR 320), der 1780 Kilometer langen Straße BR 163 von Cuiabá nach Santarém und der Ausbau der BR 319 von Manaus nach Porto Velho. Auch den neuen Verbindungsstraßen zu anderen Ländern zwischen Pazifik und Atlantik sollen mehrere Millionen Hektar Regenwald zum Opfer fallen. Der WWF arbeitet derzeit an einem Maßnahmenplan für die BR 163. Umgelegt auf den gesamten brasilianischen Amazonas könnten so bis 2050 60 Prozent der prognostizierten Regenwaldzerstörung von 1,7 Millionen Quadratkilometer vermieden werden.

Auch die neu geplanten Staudämme im Amazonasgebiet sind eine Bedrohung für die Klimaanlage des Planeten. Allein der Staudamm Tucuruí überflutete 241.400 Hektar Regenwald. Inzwischen ist der Stausee ein Brutplatz für Malariaüberträger und trägt mit einem Sechstel zu den brasilianischen Treibhausgasemissionen bei, da sich die überflutete Vegetation langsam zersetzt. In den nächsten Jahren sollen weitere zehn Staudämme gebaut werden. Mehr als 13 Milliarden Euro sind dafür vorgesehen.

In den letzten vier Jahren wurden durchschnittlich 19.000 Quadratkilometer Amazonasregenwald pro Jahr vernichtet. Das entspricht etwa der Fläche Niederösterreichs. Bereits heute hat Brasilien mit 1,7 Milliarden Tonnen CO2 den vierthöchsten Treibhausgasausstoß der Welt. 17 Prozent des Regenwaldes in Brasilien sind bereits zerstört, weitere 17 Prozent sind stark beeinträchtigt. Die Zerstörung der tropischen Regenwälder verursacht heute ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen. Und die Spirale der Zerstörung dreht sich immer schneller. Neben den Infrastrukturprojekten bedrohen Abholzung, Waldbrände, Bergbau und Pipelines den Waldbestand. Satelliten entdecken jedes Jahr bis zu 170.000 von Menschenhand verursachte Brandherde.

Mit der Abholzung des Amazonasregenwaldes verliert die Erde neben den sozialen und ökologischen Problemen in Südamerika einen wesentlichen Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Durch die Brandrodung werden riesige Mengen Kohlendioxid freigesetzt und zugleich kann das durch den Menschen verursachte CO2 nicht mehr gebunden werden. Der weltweite Klimawandel übt zusätzlichen Druck auf den Amazonaswald aus. Für das Amazonasbecken werden zwei Grad Temperaturerhöhung erwartet. Dadurch verringert sich die Regenmenge um 20 Prozent mit katastrophalen Auswirkungen auf die Landwirtschaft weltweit. "Wenn der Amazonaswald komplett abgeholzt wird, würden 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff freigesetzt, die sich in der Lust mit Sauerstoff verbinden. Das entspricht der Menge an Treibhausgasemissionen der gesamten Welt in 15 Jahren", so Petri. Durch die Beeinträchtigung des Wasserkreislaufs im Amazonasgebiet verändern sich die Niederschläge auch in anderen Kontinenten. Besonders der Weizengürtel der USA, Indien und der westliche Pazifikraum sind stark bedroht. "Der Schutz des Regenwaldes ist der kostengünstigste Weg für den Klimaschutz, wie der Stern-Report 2006 festgestellt hat", verweist Petri auf die zahlreichen Projekte des WWF im Amazonas - allen voran das WWF-Netzwerk (ARPA), das bis 2012 eine halbe Million Quadratkilometer Regenwald unter Schutz stellen will. Quellen WWF-World Wildlife Fund, Global Footprint

--->Lesen Sie bei uns auch die Meinung und Beiträge anderer Umweltorganisationen wie Global 200 oder Greenpeace zum Thema.

GLOBAL FOOTPRINT

Die Menschheit lebt von ihrer ökologischen Kreditkarte”, sagt Dr. Mathias Wackernagel, Geschäftsführer des Global Footprint Network, “Wenn man mehr Geld ausgibt, als man auf der Bank hat führt das zu finanzieller Verschuldung. Wir leben im ‚Overshoot’, dem Raubbau an der Natur. Wir konsumieren mehr als tatsächlich zur Verfügung steht und häufen damit ökologische Schulden an. Das klappt für eine kurze Zeit, lässt jedoch Müllberge anwachsen und führt zur Abnutzung einzigartiger Ressourcen von denen unsere Wirtschaftsweise abhängig ist.”

„Erschreckend ist, dass dieser Zeitpunkt jedes Jahr früher erreicht wird. Dabei geht es nicht um Schwarzmalerei. Es geht darum, ein realistisches Bild der Situation unserer Erde aufzuzeigen und den Menschen in Österreich einen Maßstab zur Verfügung zu stellen, mit dem sie ihren globalen Ressourcenverbrauch messen und ihr Verhalten steuern können", erläutert Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint.

Der Ökologische Fußabdruck (Footprint) misst die Fläche, die benötigt wird, um Rohstoffe zu reproduzieren und Schadstoffe abzubauen, die der Mensch für Ernährung, Konsum und Energiebedarf braucht. Vergleicht man den Footprint mit der weltweit vorhandenen Biokapazität - der Fähigkeit der Ökosysteme, Ressourcen zu erneuern und Abfälle aufzunehmen - ergibt sich das Datum des "Ecological Debt Day". Zu den sichtbarsten Hinweisen auf den ‚Overshoot’ zählen der Klimawandel, jedoch auch die Überfischung, die Abholzung von Wäldern und die Bodenerosion.

“In Mitteleuropa merken wir noch recht wenig von den Wirkungen des globalen Raubbaus und wägen uns in trügerischer Sicherheit. Doch es ist unser übermäßiger Konsum, der den heutigen Overshoot verursacht“, betont Wolfgang Pekny, Greenpeace-Vordenker und Mitbegründer der Plattform Footprint, einer der 78 Partner des Global Footprint Network. In der Plattform Footprint haben sich führende Umwelt- und Sozialorganisationen wie Greenpeace, WWF, GLOBAL 2000, Klimabündnis, Südwind Agentur, Agenda X und Ökosoziales Forum zusammengeschlossen, um den Ökologischen Fußabdruck als gemeinsamen Maßstab für zukunftsfähiges Leben in Österreich voran zu bringen. Eine gemeinsame Website, Broschüre, DVD und ein Online-Spiel sind die ersten Ergebnisse der Plattform. In Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium wird aktuell an der Entwicklung des österreichischen Footprint-Rechners gearbeitet.

„Heute nutzen wir in neun Monaten, was die Erde in einem Jahr regenerieren kann. Trotzdem leben drei Viertel der Menschheit noch in äußerst bescheidenen, oft menschenunwürdigen Verhältnissen“, betont Wolfgang Pekny. „Notwendig ist ein globaler Paradigmenwechsel. Wirtschaftskonzepte, die unbegrenzte Ressourcen voraussetzen, werden einer begrenzten Welt nicht mehr gerecht. Es braucht Konzepte für eine global faire Ökonomie“, so Pekny.

Wien, Oakland, London - Die jährlich weltweit zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen reichen nicht mehr aus, um den globalen Verbrauch zu decken. Der morgige sechste Oktober markiert den Tag im Jahr 2007, an dem alle Ressourcen, die unser Planet in diesem Jahr reproduzieren kann, bereits vollständig verbraucht sind. Dies haben Wissenschafter des Global Footprint Networks und der New Economic Foundation an Hand des Ökologischen Fußabdruckes ermittelt.

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Ausgetrockneter_Schlammboden02

Bild: Auswirkungen des Klimawandels, ausgetrockneter Gebirgssee. Wetterextreme bedrohen Pflanzen und Tierwelt...

Dürre, Hitze, Hungersnöte: Der Meteorologe Reinhard Böhm erklärt, weshalb ein kühler Kopf in der Klimadebatte zielführender ist als Panikmache. ( Anm.: Aber wie lange bleibt unser Kopf noch kühl ? )

STANDARD: Rund um den Klimawandel sind Sie einer der wenigen Meteorologen, die manches an den Prognosen infrage stellen. Warum?

Böhm: Es gibt sicher einen globalen Temperaturanstieg, der vom Menschen beeinflusst ist. Die generelle Aussage aber, dass das Klima immer extremer wird, ist nicht haltbar. Ich halte auch nichts davon, beim Temperaturanstieg alles der menschlichen Beeinflussung zuzuschreiben. Da kommen nämlich schnell Schuldzuweisungen ins Spiel, die vernünftige Lösungen eher erschweren.

STANDARD: Welche Faktoren gibt es denn noch?

Böhm: Weitere wichtige Faktoren sind die Änderung der Sonneneinstrahlung, verstärkter Vulkanismus und die Ozeanströmungen.

STANDARD: Was meinen Sie, dass in der derzeitigen Klimadebatte falsch läuft?

Böhm: In vielen Fällen kommt der Mittelweg zu kurz. Angesichts steigender Weltbevölkerung und des Nachholbedarfs der Entwicklungsländer scheint es realistisch, sich vom Traum der Wiederherstellung eines "natürlichen" Erdklimas zu verabschieden.

STANDARD: Sie meinen also, dass ein Zurückfahren des CO2-Ausstoßes nichts hilft?

Böhm: Die derzeitigen Lösungsvorschläge bürden dem Einzelnen viel auf, und der Nachweis der Sinnhaftigkeit liegt in weiter Zukunft. Zum Beispiel wird Kohle, für die es noch lange genügend Reserven gibt, in Zukunft stärker ins Spiel kommen. Da Kohle einer der Hauptverursacher von CO2 in der Atmosphäre ist, werden wir wahrscheinlich mit dem Treibhausklima der Zukunft eine Zeit lang leben müssen. Ich meine, wir tun gut daran, uns mit kühlem Kopf auf das Treibhausklima der Zukunft einzustellen. Eine Übertreibung, die Angst macht, war noch nie eine gute Voraussetzung für die Bewältigung eines komplizierten Problems.

STANDARD: Bei Prognosen wie der, dass ein Fünftel von Bangladesch überflutet werden könnte, ist das aber schwierig.

Böhm: Bangladesch halte ich für eines der drängendsten Probleme. Eine der wenigen Klimafolgen-Aussagen mit guter wissenschaftlicher Absicherung ist der Anstieg des Meeresspiegels, obwohl es auch da heillose Übertreibungen gibt - ich habe schon von sieben Meter Anstieg gelesen. Der erste Teil des IPCC-Berichtes, der von den wissenschaftlich abgesicherten Tatbeständen beim Klimawandel handelt, spricht von 30 bis 40 Zentimetern in hundert Jahren.

STANDARD: Dieser erste Teil ist noch gar nicht veröffentlicht.

Böhm: Ja, das ist etwas, das ich dem UN-Klimarat IPCC ankreide. Es ist untragbar, dass die Studien erst Monate nach den "Policy Summaries" veröffentlicht werden. Diese Zusammenfassungen sind ja lediglich ein Produkt diplomatischer Verhandlungen. Ich war einer der Begutachter für diesen ersten Bericht; ich weiß, was drinsteht, und ich weiß, was in den Medien geschrieben wird. Ich empfehle, diesen Bericht zu lesen, wenn er denn im Herbst endlich in voller Länge veröffentlicht wird. Das ist die Bibel des Klimawandels.

STANDARD: Sie meinen also, dass vieles aus dem Bereich Klimahysterie kommt. Warum kommt es überhaupt dazu?

Böhm: Nun, ich gehöre nicht zu den Klimaskeptikern, die sagen, dass dies alles von Umweltschutzorganisationen gesteuert ist. Es ist aber ein Irrtum, zu glauben, dass man etwas erreichen kann, weil viele Übertreibungen dargestellt werden, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Damit wird nämlich der gemäßigte Standpunkt leicht angreifbar.

STANDARD: Das heißt?

Böhm: Wir müssen uns von der Hoffnung verabschieden, dass geringe Reduktionen des Treibhausgas-Ausstoßes bereits einen Effekt haben. Und - um beim Beispiel Bangladesch zu bleiben: Mich stört, dass die Prognose der riesigen Überschwemmungen in diesem Land derzeit nur für eine Propaganda-Maschinerie verwendet wird - als Argument dafür, dass künftig weniger Treibhausgase emittiert werden müssen. Bei 30, 40 Zentimeter Meeresspiegel-Anstieg muss etwas getan werden. Die Niederlande oder Hamburg haben die finanzielle Potenz, sich höhere Dämme zu bauen - für Bangladesch braucht es internationale Solidarität. (Johanna Ruzicka/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6. 5. 2007)

Zur Person

Reinhard Böhm (59) studierte Meteorologie und Geophysik an der Universität Wien. Er ist Mitarbeiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, zuständig für Klimageschichte und -schwankungen. Der US-Autor Michael Crichton hat in seinem Thriller-Bestseller "Welt in Angst", bei dem es um den Klimawandel geht, ungefragt aus einer Arbeit des Klimatologen "Reinhard Boehm" zitiert.

Quelle: “Der Standard” Tageszeitung, Österreich

 

Von der ökologischen Sicherheit zum nachhaltigen Frieden?

In der internationalen Konferenzdiplomatie besteht seit langem die Neigung, gute Dinge miteinander zu verknüpfen ( Anm. Red.: wie auch den Klimawandel mit dem wirtschaftlichen Nutzen eines Landes ) . So kam in den siebziger Jahren die Kombination von Abrüstung und Entwicklung auf, in den achtziger Jahren die von Entwicklung und Umwelt und parallel dazu die Kombination von Umwelt und Sicherheit. Letztere erfolgte in Gestalt der ökologischen Sicherheit . Diese Begriffsbildung hat die Sicherheitsdiskurse der frühen neunziger Jahre geprägt. Inzwischen hat sie einiges von ihrer früheren Faszination verloren. Ist die Zeit gekommen, von der ökologischen Sicherheit zum nachhaltigen Frieden überzugehen? Es ist verführerisch, die Schatten der Globalisierung mit lichten Begriffen aufhellen zu wollen in dem Vertrauen, dass die Welt besser werden kann, wenn ihr hierfür nur das richtige Vokabular zur Verfügung steht. Aber Wortakrobatik ist noch keine Begriffsbildung. Sie trägt insofern wenig zum Verständnis der anstehenden Probleme bei und kann auch konterproduktiv wirken wie hier in aller Kürze ausgeführt werden soll.

Die Zeit des Ost-West-Konflikts war eine Zeit im Schatten der nuklearen Bedrohung. Diese wurde von der offiziellen Politik in Ost und West als Sicherheitsproblem definiert, so als wäre die nukleare Konfrontation etwas der Politik Äußerliches, d. h. ein ihr vorgegebenes Datum, das sie selbst nicht zu verantworten hätte. Die Aufgabe bestand unter dieser Perspektive darin, die militärische Konfrontation so weit zu stabilisieren, dass sie aufrechterhalten werden konnte. Gegen diese Sicherheitspolitik regte sich Widerstand von verschiedenen Seiten. Die Entwicklungsländer gaben zu verstehen, dass für sie nicht die militärische Sicherheitsproblematik im Vordergrund stand, sondern das Problem der ökonomischen Sicherheit, das durch eine Neuordnung der Weltwirtschaft gelöst werden sollte. Die Friedensbewegung beklagte die Opportunitätskosten der Rüstung und rechnete vor, wie viele Schulen und Krankenstationen mit den Rüstungsgeldern hätten gebaut werden können. Und die sich damals formierende Umweltbewegung vertrat die Auffassung, dass der Raubbau an der Natur eine größere Gefährdung der menschlichen Gesellschaft mit sich brächte als die Rüstung.

Aus dieser Kritik entstand im Laufe der achtziger Jahre eine regelrechte Bewegung zur Erweiterung des Sicherheitsbegriffs. Schon bald war neben der militärischen, ökonomischen und ökologischen Sicherheit auch die politische, die kulturelle und die Gender-Sicherheit im Gespräch. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) fasste dies alles unter dem Begriff der "menschlichen Sicherheit" zusammen. Mit dieser Erweiterung des Sicherheitsbegriffs verbanden sich zwei Ziele: Zum einen sollten bestimmte öffentliche Anliegen, die bisher eher dem Bereich der "low politics" zugerechnet wurden, durch ihre Definition als Sicherheitsprobleme politisch aufgewertet werden. Zum anderen sollte als zweites Ziel der Sicherheitsbegriff "entmilitarisiert" werden. Diese Zielsetzung war in sich widersprüchlich. Denn die "Entmilitarisierung" des Sicherheitsbegriffs bedeutete dessen politische Abwertung. Je mehr man sich davon entfernte, Sicherheit mit der nationalen militärischen Sicherheit zu identifizieren, desto weniger war die Definition der einschlägigen Anliegen als Sicherheitsprobleme geeignet, die Prioritätensetzung staatlicher Politik zu verändern. Diese Erfahrung hat auch UNDP gemacht. Jedenfalls hat die Einführung der Kategorie der "menschlichen Sicherheit" nicht verhindern können, dass die Aufwendungen der OECD-Länder für die Entwicklungszusammenarbeit - gemessen an ihrem Bruttosozialprodukt - immer weiter zurückgegangen sind.

Auf der anderen Seite hat die Proliferation von ausgewiesenen Sicherheitsrisiken im Zuge der Erweiterung des Sicherheitsbegriffs dazu geführt, dass nun auch die Hohe Politik sich gerne auf den erweiterten Sicherheitsbegriff bezieht - aber nicht in seiner entmilitarisierten Form, sondern in der Weise, dass die aus dem erweiterten Sicherheitsbegriff ableitbaren Konfliktpotentiale neue Aufgaben für militärisches Eingreifen mit sich bringen. Insofern hat die Erweiterung des Sicherheitsbegriffs mit dazu beigetragen, dass dem Militär nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in verstärktem Maße Interventionsaufgaben jenseits klassischer Verteidigungsaufgaben zugewiesen worden sind. Auf diesem Gebiet scheint heute sogar eine Art Wettrüsten zwischen den USA und der EU stattzufinden, wie die gegenwärtige transatlantische Debatte über die geplante Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik und die dort geplante Schaffung einer eigenständigen Eingreifkapazität Europas zeigt.

Mit dem Begriff der ökologischen Sicherheit verband sich ebenfalls die Hoffnung, die Umwelt durch die Verknüpfung mit dem Sicherheitsbegriff politisch aufwerten zu können. Dabei wurden sehr allgemeine Annahmen über die Wechselwirkung von Umweltdegradation und Krieg (besonders mit Blick auf zukünftige Kriege um Süßwasser) in Umlauf gesetzt. Demgegenüber hat die in den neunziger Jahren durchgeführte empirische Forschung gezeigt, dass Umweltdegradation in der Regel nur ein verstärkender Faktor gewaltsam ausgetragener Konflikte ist und höchst selten als deren Ursache gelten kann. Mit Blick auf die eben erwähnte Dysfunktionalität der ,Versicherheitlichung' sozialer Sachverhalte sollte gerade im Umweltbereich die Herausforderung zur Kooperation stärker betont werden als die Gefahr von Kriegen. Angesichts dieser Sachlage stellt sich die Frage, ob die Kritiker einer sich selbst perpetuierenden Militärpolitik nicht besser daran täten, sich wieder verstärkt dem Frieden als ihrem eigentlichen Metier zuzuwenden, statt den Militärs den Sicherheitsbegriff streitig machen zu wollen.

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wuchs die Zuversicht, dass es zu einer Entmilitarisierung der internationalen Beziehungen und zu einer Beendigung der zahlreichen, damals sogenannten Regionalkonflikte in der Welt kommen würde. Der Golf-Krieg sowie die Gewaltausbrüche auf dem Balkan und in Afrika haben diese Zuversicht zunächst nicht erschüttet, denn auf den Weltkonferenzen der frühen neunziger Jahre, bei der Diskussion über die Agenda für Frieden im Sicherheitsrat (1992) und in der Arbeit der Weltkommission für Global Governance, die 1995 ihren Bericht vorlegte, schien sich die Staatengesellschaft als eine Weltgemeinschaft zu konstituieren, die entschlossen war, die alten Spaltungen zu überwinden und gemeinsame Probleme auch gemeinsam zu lösen - sei es auf dem Gebiet des Umweltschutzes, der Menschenrechte und des Weltbevölkerungswachstums oder auf dem Gebiet des Siedlungswesens, der Nichtdiskriminierung oder des sozialen Ausgleichs.

Erst Mitte der neunziger Jahre kam die Ernüchterung. Die Aufbruchstimmung der Weltkonferenzen war vorüber und die Hoffnung auf eine substantielle UN-Reform zerschlug sich, während Krieg und Völkermord weitergingen und sich zum Teil sogar noch zuspitzten. Die Erweiterung des Sicherheitsbegriffs führte hier nicht weiter. Aber in den akademischen Friedensdiskursen zeigten sich z. T. dieselben Schwächen wie in der Sicherheitsdebatte. Statt Problemzusammenhänge zu analysieren, verlegte man sich darauf, den Friedensbegriff aufzufächern. Diese typologische Betrachtungsweise des Friedens begann mit Johan Galtungs Unterscheidung zwischen "negativem" und "positivem Frieden". Unter negativem Frieden wurde dabei die Abwesenheit von Gewalt, unter positivem Frieden die Überwindung der Diskrepanz zwischen möglicher und realer Selbstentfaltung des Menschen verstanden. Der negative Friede ließ sozusagen den Friedhofsfrieden assoziieren, der positive den "ewigen Frieden" allseitiger Wohlfahrt. Die Unterscheidung war in sich produktiv, weil sie erlaubte, Ansatzpunkte für eine Kritik der herrschenden Sicherheitspolitik zu bestimmen. Sie enthielt aber auch schon den Kern einer paradoxen Sprechweise vom Frieden, denn die Unterscheidung erlaubte es, die sich selbst so verstehenden nationalen Befreiungskriege als positive Friedenspolitik zu legitimieren und die (negative) Friedenspolitik der nuklearen Krisenmanager als (potentiellen) Krieg. Die Unterscheidung zwischen positivem und negativem Frieden bot insoweit einen neuen Ansatzpunkt zur Legitimation von Gewalt.

Das Problem der von Johan Galtung getroffenen Unterscheidung liegt darin, dass das "Negative" und das "Positive" des Friedens nicht als Einheit gesehen werden. Der Friedhofsfriede und der ewige Friede sind die zwei Seiten derselben Medaille, nämlich jenes von Kant erwähnten Wirtshausschildes, auf dem über der Abbildung eines Friedhofs die Worte "Zum ewigen Frieden" standen. Kant selbst dachte in Richtung auf einen Frieden ohne Friedhöfe. Aber er blieb sich der Borniertheit der Menschen in ihrer Neigung, sich zueinander zu gesellen und zugleich voneinander abzuschotten, bewusst. Mit Kant gesehen besteht die Aufgabe folglich darin, den Frieden zu denken, ohne damit gleich die Fährte zu neuen Kriegen zu legen. Diese Aufgabe versucht die UN-Charta dahingehend zu lösen, dass sie festlegt, was als legale und was als illegale Gewalt zu gelten hat. Legal sind die vom Sicherheitsrat beschlossenen kollektiven Maßnahmen zur Wahrung oder Wiederherstellung des Friedens; legal ist auch die Verteidigung gegen einen nicht provozierten bewaffneten Angriff (Art. 51). Illegal ist der Angriff selbst und jede Form der einseitigen, d. h. nicht durch den Sicherheitsrat autorisierten Gewaltanwendung. Die Charta lässt die Lehre vom "Gerechten Krieg" hinter sich, gerade um die Möglichkeiten der Legitimation von einseitiger Gewaltanwendung einzuschränken. Aber sie ist weit davon entfernt, die Kant'sche Aufgabe zu bewältigen. Auch der Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bietet hier keine Lösungsperspektive.

Mit dem Begriff nachhaltiger Friede könnte einerseits an die von Kant eröffnete Denktradition angeknüpft werden, die darauf gerichtet war und ist, den Frieden aus seiner historischen Fixierung auf die Zeit zwischen zwei Kriegen zu befreien. Zum andern könnte mit dem nachhaltigen Frieden ein zentraler Aspekt der Umweltdebatte aufgegriffen werden, nämlich das Gebot, Politik als Veranstaltung zu denken, die die eigenen Wirkungen in Generationen übergreifenden zeitlichen Bezügen reflektiert. Aber jedes Adjektiv, das dem Frieden angehängt wird, eröffnet neue Ansatzpunkte, ihn auszuhebeln. Wenn es gilt, einen nachhaltigen Frieden herzustellen, so müsste der nicht-nachhaltige notfalls gebrochen werden, um ihn in einen nachhaltigen zu überführen. Zur weiteren Veranschaulichung sei hier auch auf die "humanitäre Intervention" verwiesen. Interventionen sind laut UN-Charta verboten. Von der "humanitären Intervention" heißt es, sie sei inzwischen Gewohnheitsrecht und räume mit veralteten Vorstellungen von Souveränität auf, obwohl die intervenierenden Staaten selbst mehr als alle anderen ihre eigene Souveränität betonen. ( Anm. Red.: was wir allerdings stark bezweifeln ) Auch der Verweis auf Quellen des Friedens jenseits einer aktiven Friedenspolitik hilft nicht aus dem Dilemma. "Der Friede wird die Frucht der Gerechtigkeit sein", heißt es in der Bibel. "Frieden ist Abrüstung ist Entwicklung", war das Motto der siebziger Jahre; "Frieden ist Nachhaltigkeit ist Anerkennung (von Differenz)", so erscheint es heute. Möglicherweise wäre uns mehr geholfen, wenn wir mit Gertrude Stein das Motto ausgäben: "Frieden ist Frieden ist Frieden", oder abgewandelt: Der Friede wird die Frucht von Friedensbestrebungen sein.

Es soll hier nicht behauptet werden, dass Gewalt stets zu vermeiden ist. Die Kritik der Gewalt richtet sich gegen den Mangel an kritischer Selbstreflexion, der die Gewaltanwendung auch auf Seiten derjenigen zu begleiten pflegt, die sich als Sachwalter des Rechts begreifen, dabei aber an den Rand der fundamentalistischen Unbelehrbarkeit rücken ( Anm. Red.: z.B. wäre dies bei islamischen Fundamentalisten der Fall ).

Umgekehrt könnten neue Friedensvokabeln wie die vom nachhaltigen Frieden über den Fortbestand der "ungeselligen Geselligkeit" des Menschen (Kant) hinwegtäuschen. Damit soll nicht eine unwandelbare Unfähigkeit des Menschen zum Frieden postuliert, wohl aber vor der Annahme gewarnt werden, es könnte je eine Gesellschaft für sich in Anspruch nehmen, eine nachhaltige Friedenspolitik zu betreiben. Zur Friedenspolitikerin oder zum Friedenspolitiker wird man erst, wenn man sich bewusst wird, dass der Friede eine unabdingbare und zugleich unerfüllbare Aufgabe ist. Der Vulkan Eyjafjallajökull macht wieder Ärger: Erneut weht seine Aschewolke auf den Kontinent zu. In Spanien mussten bereits 19 Flughäfen geschlossen werden, auch Portugal und Südfrankreich sind betroffen. Experten befürchten, dass sich die Wolke am Sonntag bis nach Italien ausbreitet. Die Asche des aktiven isländischen Gletschervulkans hat erneut den Flugverkehr in Teilen Europas gestört. Betroffen waren am Samstag vor allem Flughäfen im Norden Spaniens, Portugals sowie im Süden Frankreichs, teilte die europäische Flugsicherheitsorganisation Eurocontrol mit. Unterdessen meldeten Forscher, dass der Eyjafjallajökull wieder weniger Vulkanasche in die Atmosphäre schickt. Nach einer am Freitagabend veröffentlichten Analyse des Meteorologischen Instituts Reykjavík hat sich die zuvor massiv stärker gewordene Eruption aus dem Gletscher über dem Vulkan wieder beruhigt. Die Rauchsäule erreiche nur noch geringere Höhen, und die Wolke sei wegen des geringeren Ascheanteils heller geworden, hieß es aus der isländischen Hauptstadt. Man sehe aber keine Anzeichen für ein Ende der Eruption. Diese hatte Mitte April begonnen und durch die ausgestoßene Asche den Flugverkehr in weiten Teilen Europas für knapp eine Woche lahmgelegt.

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